Johannes Brahms' Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 spielte das WDR Sinfonieorchester unter der Leitung seines damaligen Chefdirigenten Semyon Bychkov am 26.04.2002 in der Kölner Philharmonie.
Historische Aufnahme aus dem WDR Klassik-Archiv.
00:00 I. Allegro con brio
00:10:06 II. Andante
00:19:00 III. Poco allegretto
00:25:43 IV. Allegro
WDR Sinfonieorchester
Semyon Bychkov, Leitung
Hans Hadulla, Regie
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○ Werkeinführung:
Bereits bei der Premiere von Brahms‘ 3. Sinfonie am 2. Dezember 1883 im Wiener Musikvereinssaal waren Publikum und Freunde schlichtweg von ihr begeistert. Die »Neue« erschloss sich beim ersten Anhören, war eingängig und von großer Emotionalität. Andererseits bot ihr vielseitiger Charakter Raum für ganz verschiedene Interpretationen. So zog, um nur ein Beispiel zu nennen, Clara Schumann eine Parallele zu Beethovens 6. Sinfonie, der »Pastorale«. Die ersten beiden Sinfoniesätze erschienen ihr dabei, wie »von Anfang bis Ende umfangen von dem geheimnisvollen Zauber des Waldlebens«. Prominente Fürsprecher wie Eduard Hanslick, Max Kalbeck und Hans Richter äußerten dagegen andere Deutungsmöglichkeiten.
Über die Entstehungsumstände der 3. Sinfonie ist nur bekannt, dass sie von Brahms im Sommer 1883 in Wiesbaden vollendet wurde. Nach ihrer erfolgreichen Uraufführung in Wien, die auch durch die Intervention einiger weniger Wagner-Anhänger nicht gestört werden konnte, erklang das Werk im Folgejahr in verschiedenen deutschen Städten, darunter auch in Köln und Düsseldorf.
Nachdem Brahms lange Zeit mit dem »großen B« im Rücken komponierte, teilt dieses neue Werk mit Beethovenschen Sinfonien nur noch die äußere Hülle. Brahms war von den zumeist appellativen, in ihrer Aussage »an die Menschheit« gerichteten Vorbildern, abgerückt und hatte einen »artifiziellen« Sinfonietypus entwickelt. Mit aller Vorsicht gesagt, sticht bei Brahms nun mehr das kammermusikalische als das sinfonische Moment hervor. Konkret bedeutet das in der 3. Sinfonie, dass sich ihr struktureller Zusammenhang im wesentlichen auf ein lapidares Kernmotiv (mit dem die Sinfonie sogleich anhebt) zurückführen lässt. Aus ihm entspringt auch der musikalische Hauptgedanke des Werkes (in die Oktave ausschwingende Melodie, Töne F – A/As – F), der in vielfältiger Abwandlung alle vier Sätze des Werkes durchzieht. Nach zwei bezaubernden serenadenhaften Mittelsätzen und einem intensiven Finale beendet Brahms seine 3. Sinfonie überraschend im Pianissimo.
(Text: Tilla Clüsserath)