Schweizer Ökonom warnt: Deutschland sitzt vier fatalen Illusionen auf
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Die deutsche Wirtschaft schrumpft ein zweites Jahr in Folge. Schuld daran sei die „schreckliche Politik“ der Bundesregierung, sagt Wirtschaftspolitik-Experte Reiner Eichenberger. Es sei ein Wunder, dass es so lange gut gegangen ist.
Die deutsche Wirtschaft schrumpft im zweiten Jahr in Folge. Die Produktion in vielen Industriezweigen ist rückläufig, der Konsum gebremst. Auch 2025 verspricht wenig Besserung. So rechnet das Statistische Bundesamt mit einem minimalen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent.
Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland sei traurig, sagt der Schweizer Ökonom Reiner Eichenberger im Gespräch mit FOCUS online. „Deutschland tut einem leid.“ Die Rezession sei aber dank einer „schrecklichen Politik“ hausgemacht. Die Bundesregierung sitze vier großen Illusionen auf, so der Professor für Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg in der Schweiz.
Zum einen eifere Deutschland den falschen Vorbildern nach. Statt nach Frankreich, Italien, Großbritannien oder Spanien zu schauen, solle man sich lieber an gut funktionierenden Ländern wie Dänemark oder auch außereuropäischen Nationen orientieren.
„Nur so kann man erfolgreich sein. Wenn man sich an den - nicht hoffnungslosen - aber abstürzenden Ländern wie Frankreich orientiert, ist man auf dem falschen Dampfer“.
Zudem habe die deutsche Regierung völlig falsche politische Vorstellungen. Das zeige sich zum Beispiel bei der Mobilitäts- und Energiewende. Die Bundesregierung gehe davon aus, dass man Zukunftstechnologien wie das Elektroauto subventionieren müsse. „Das ist eine völlig falsche Vorstellung. Wenn etwas gut ist und sich in Zukunft angeblich durchsetzt, dann braucht es heute keine Subventionen.“
Zudem gebe es zu viel Regulierung, sagte Eichenberger weiter und erläuterte dies am Beispiel der Energiewende. Der europäische CO2-Preis in angemessener Höhe sei bereits die Lösung, um die richtigen Anreize für Bürger und Wirtschaft zu setzen. „Was macht Deutschland? Über alles noch eine Regulierung drauf. Überall noch Subventionen drauf.“ Es brauche keine zusätzliche CO2-Steuer, der Markt würde alles regeln.
Nicht zuletzt sei Deutschland dem Irrtum aufgesessen, dass Zuwanderung den Fachkräftemangel beheben könne. Ein Irrtum, so Eichenberger. „Jeder Zuwanderer, der kommt und arbeitet, braucht zuerst mal eine Wohnung. Die muss gebaut werden. Das dauert Mannjahre. Das heißt, jeder Zuwanderer löst das Arbeitskräfteproblem nicht, sondern verschärft es.“
Auch die hohen Steuern würden Leistung und Wachstum im Land hemmen. „Wenn der Staat den Bürgern, die arbeiten, vom zusätzlichen Einkommen sofort 50 und mehr Prozent wegnimmt, dann muss man sich nicht wundern, wenn keine große Leistung mehr kommt.“
Es sei kein Wunder, dass es derzeit schlecht läuft. Das Wunder sei vielmehr, dass es trotzdem so lange halbwegs gut gegangen sei.