Am Schauplatz:  Illegal zwischen Ost und West [14.12.2023]

Am Schauplatz: Illegal zwischen Ost und West [14.12.2023]

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Am Schauplatz: Illegal zwischen Ost und West [14.12.2023]
►§~Alle Rechte liegen beim ORF bzw. den herstellenden Firmen, Personen und deren Darstellern!~§◄ Vor gut 20 Jahren ist Aurica aus Moldawien (heutiges Moldau) nach Österreich gegangen, um hier mit Putzen, Bügeln und Babysitten viel Geld zu verdienen. Ihre Not hat sie in die Arme der Schlepper getrieben, die sie für Tausende Euros in den wohlhabenden Westen brachten. Zwei Jahre nur wollte die junge Mutter in Österreich bleiben und mit dem verdienten Geld rasch ihr Haus fertig bauen. Doch schon 2004 bei ihrer Rückkehr ins Heimatdorf kam das böse Erwachen. Aurica, 32, musste feststellen, dass ihr Mann Mischa ihr fremd wurde und dass das Geld längst nicht reicht. Als Mischa erfährt, dass sie erneut plant, nach Österreich zu fahren, nimmt er sich das Leben. Weil die 33-jährige Witwe keinen anderen Ausweg weiß, nimmt sie 2005 wieder bei den Menschenschmugglern einen Kredit, um illegal in den Westen zu gelangen. Ihre beiden Kinder Victor, 15, und Diana, 12, lässt sie allein im halbfertigen Haus zurück: „Wir werden versuchen, ihr zu verzeihen“, sagen die beiden noch vor ihrer Abreise: „Sie tut es doch für uns“. Nach drei weiteren Jahren Schattendasein in Österreich kehrt Aurica 2008 nach Moldawien zurück und trifft auf beinahe erwachsene Kinder. Die beiden sind traumatisiert und wissen mit ihrer Mutter nur mehr wenig anzufangen. Das Schicksal von Aurica und ihrer Familie ist typisch für Zehntausende illegale Gastarbeiterinnen aus Osteuropa, wie die „Am Schauplatz“-Langzeitbeobachtung „Illegal zwischen Ost und West“ von Ed Moschitz am Donnerstag, dem 14. Dezember 2023, um 21.05 Uhr in ORF 2 zeigt. Heute, 20 Jahre später, reist Aurica ganz legal nach Österreich. Sie ist – wie viele Moldauerinnen – Rumänin geworden. Doch Aurica, 52, will wieder zurück in das kleine Dorf in Moldau, denn ihr Haus ist fertig. Doch ihr Leben in der Illegalität, die harte Arbeit und die schmerzlichen Trennungen haben bei ihr Spuren hinterlassen. Mit Tochter Diana, heute 30, und Sohn Victor, 33, blickt sie zurück auf ihre zahlreichen Jahre in der Fremde. Victor lebt in Deutschland; er ist für wenige Wochen gekommen, um im Dorf zu heiraten. Diana ist bereits Mutter zweier Kleinkinder; sie arbeitet und lebt in Wien. Dass sich die Republik Moldau auf einem guten Weg in Richtung Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Union befindet, kommt für Aurica und ihre Familie zu spät. Ihr Schicksal zeigt jedoch exemplarisch, was es für viele Menschen bedeutet, wenn politische Grenzen wohlhabende und arme Regionen strikt voneinander trennen.