Achtsamkeit – was dabei im Gehirn passiert | Gert Scobel

Achtsamkeit – was dabei im Gehirn passiert | Gert Scobel

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Achtsamkeit – was dabei im Gehirn passiert | Gert Scobel
Weiter gehts mit dem zweiten Teil zum Thema “Achtsamkeit”. Was passiert dabei im Gehirn – und, noch wichtiger: was passiert mit uns? Achtsamkeitstraining hat vor allem drei Auswirkungen: die Stärkung der Aufmerksamkeitsregulation, die verbesserte Emotionsregulation und die Veränderung im Selbsterleben. Den grössten Teil des Tages – rund die Hälfte - verbringen wir im Zustand des DMN – Default Mode Network, auch Mindwandering oder Tagträumen genannt. Neurowissenschaftler nennen diesen Zustand „Werkeinstellungen des Geistes“. Achtsamkeit und Meditation unterbrechen diesen Zustand. Zu Meditieren heißt realistischer zu werden: zurück zu kommen zur tatsächlichen, realen Wahrnehmung dessen was ist: zur Gegenwart. Achtsamkeit erleichtert auch die positive Umdeutung einer Wahrnehmung oder eines Reizes – was man in der Psychologie positives Reappraisal nennt, das ist für viele Therapien sehr wichtig. Die Wahrnehmung des Körpers, der mit dem Bewusstsein verschmilzt, hilft dabei, die Wahrnehmung im Jetzt zu verankern. Dieser Aspekt des sogenannten Embodiments - der Verkörperlichung – spielt seit jeher in der alten Achtsamkeitsliteratur des Yoga und des Buddhismus eine entscheidende Rolle. Die verbesserte Emotionsregulation hängt neurowissenschaftlich gesehen vor allem mit einem Anstieg der Aktivität des präfrontalen Kontext zusammen und einer gleichzeitigen Verminderung der Aktivität der Amygdala, die mit starken Gefühlen wie Angst aber auch Aggression verbunden ist. Wer seine Amygdala - Mandelkern – bisweilen regulieren kann, kann mit sehr intensiven Emotionen wie Aggression oder Angst besser umgehen. Zur veränderten Wahrnehmung des Selbst gehört jedenfalls wesentlich das direkte Körpergewahrsein, das durch eine entsprechende Praxis wie Bodyscan trainiert und verändert werden kann. Die Aktivität der zur Körperwahrnehmung gehörenden Hirnregionen beeinflusst dabei wiederum die Emotionskontrolle positiv, denn Emotionen sind mit körperlichen Wahrnehmungen eng verbunden. Was das alles bedeutet, erfahrt Ihr im Video. Sendung „Das Versprechen vom Glück“ mit Britta Hölzel https://www.zdf.de/wissen/scobel/das-versprechen-vom-glueck-100.html#xtor=CS3-164 LITERATUR BRITTA HÖLZEL, Mechanismen der Achtsamkeit. Psychologisch-neurowissenschaftliche Perspektiven, in: BRITTA HÖLZEL, CHRISTINE BRÄHLER, Achtsamkeit mitten im Leben. Anwendungsgebiete und wissenschaftliche Perspektiven, München 2015 DANIEL GOLEMAN, RICHARD J. DAVIDSON, Altered Traits. Science reveals how Meditation Changes your Mind, Brain and Body, New York 2017 ULRICH OTT, Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst, München 2015 JON KABAT-ZINN, Gesund durch Meditation. Das vollständige Grundlagenwerk zu MBSR. Vollständig überarbeitete Neuausgabe, München 2013 MARC WITTMANN, Wenn die Zeit stehen bleibt. Kleine Psychologie der Grenzerfahrungen, München 2015. JENS BECKERT, Imaginierte Zukunft: Fiktionale Erwartungen und die Dynamik des Kapitalismus, Berlin 2018 ARTIKEL MATTHEW A. KILLINGSWORTH, DANIEL T. GILBERT, A Wandering Mind is an unhappy Mind, in: Science, Vol. 330, 932 (12. Nov. 2010). http://www.healthandsocietyscholars.org/1822/16821/284347 JUDSON A. BREWER, PATRICK D. WORHUNSKY, JEREMY R. GRAY, YI-YUAN TANG, JOCHEN WEBER, HEDY KOBER, Meditation experience is associated with differences in default mode network activity and connectivity, PNAS Vol. 108 No. 50 https://www.pnas.org/content/108/50/20254 BRITTA K. HÖLZEL , SARA W. LAZAR, TIM GARD, ZEV SCHUMAN-OLIVIER, DAVID R. VAGO, ULRICH OTT, How Does Mindfulness Meditation Work? Proposing Mechanisms of Action From a Conceptual and Neural Perspective. Perspectives on Psychological Science, 6(6) 2011, 537–559 https://www.academia.edu/1154165/How_Does_Mindfulness_Meditation_Work_Proposing_Mechanisms_of_Action_From_a_Conceptual_and_Neural_Perspective PETER SEDLMEIER, JULIANE EBERTH, MARCUS SCHWARZ, DOREEN ZIMMERMANN, FREDERIK HAARIG, SONIA JAEGER, SONJA KUNZE, The Psychological Effects of Meditation: A Meta-Analysis, in: Psychological Bulletin 2012, Vol. 138, No. 6, 1139–1171 (DOI: 10.1037/a0028168) NORMAN A. S. FARB, ZINDEL V. SEGAL, HELEN MAYBERG, JIM BEAN, DEBORAH McKEON, ZAINAB FATIMA, ADAM K. ANDERSON, Attending to the present: mindfulness meditation reveals distinct neural modes of self-reference, in: SCAN (2007) 2, 313–322 (doi:10.1093/scan/nsm030) https://www.academia.edu/2988169/Attending_to_the_present_mindfulness_meditation_reveals_distinct_neural_modes_of_self-reference DAPHNE M. DAVIS, JEFFREY A. HAYES, What Are the Benefits of Mindfulness? A Practice Review of Psychotherapy-Related Research, in: Psychotherapy 2011, Vol. 48, No. 2, 198–208 (DOI: 10.1037/a0022062) Scobel ist eine Produktion des ZDF in Zusammenarbeit mit Objektiv Media. Abonnieren? Einfach hier klicken: www.youtube.com/scobel Die TV-Sendung „scobel“ in 3sat: https://www.zdf.de/wissen/scobel#xtor=CS3-164