Ab in die Wische! - 2. FDJ-Jugendobjekt der DDR [DOKU] (mdr 2o1o)
Ab in die Wische !
Vor über 50 Jahren wurde die Wische zum Bauplatz der Jugend.
In Dobbrun nahe Osterburg fiel am 12. Mai 1958 mit dem ersten Spatenstich der Startschuss zum ersten zentralen Jugendobjekt in der Landwirtschaft der DDR. Tausende junge Leute wurden damals über die Freie Deutsche Jugend (FDJ) in die Wische beordert.
Nach "Max braucht Wasser", dem ersten Jugendprojekt, bei dem eine sechs Kilometer lange Fernwasserleitung zur Maxhütte im thüringischen Unterwellenborn gebaut wurde, hieß es nun: Die altmärkische Wische muss trocken werden. 250 junge Männer und Frauen begannen, mit Hacke, Spaten, Axt und Schaufel das Erdreich zu bearbeiten.
Mehr als 16.000 FDJler waren insgesamt bis zum Ende der Aktion 1960. Für mindestens zwei, längstens vier Wochen leisteten sie in der Wische Schwerstarbeit, manche mehrmals. Rund 40.000 Hektar fruchtbaren Ackerbodens in den Kreisen Osterburg und Seehausen galt es zu entwässern. Die Bodenverhältnisse in der Wische sind schwierig, denn sie ist uraltes Überschwemmungsgebiet der Elbe. Die Gräben, die das Wasser ableiteten, waren nach jahrzehntelanger Vernachlässigung zugewachsen, das Straßensystem war marode.
Die "Aktion Wische" sollte ein bedeutender Schritt auf dem von der SED beschlossenen Weg zur "sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft" werden und wurde als Jugendobjekt der FDJ übergeben. Bisher unveröffentlichte historische Filmaufnahmen zeigen den damaligen Zustand des Landstrichs: Wiesen unter Wasser, Wege voller Schlamm, festgefahrene Fuhrwerke, die alljährlichen Hochwasser.
Ausschnitte aus der Berichterstattung über die Bauarbeiten in Wochenschau und DDR-Fernsehen werden ergänzt durch Berichte von Zeitzeugen. Teilnehmer der "Aktion Wische" kommen zu Wort: vom damaligen Bauarbeiter aus Potsdam, über den SKET-Kollegen aus Magdeburg bis zur Schülerin aus Oschersleben, die zu der ersten Einsatzgruppe gehörte. Sie und drei weitere Mädchen mussten unter primitivsten Bedingungen für 80 hungrige junge Männer kochen. Studenten und Schüler waren darunter, die nie vorher in ihrem Leben einen Spaten in der Hand hatten - entsprechend die Schwielen an den Händen, die Schmerzen im Kreuz.
Vorbereitet auf den Einsatz waren sie nicht: "Die kamen in Halbschuhen hier an", erzählt jemand -
undenkbar in der Wische, wo die Kinder sprichwörtlich mit Gummistiefeln geboren werden.
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